Kunst, Kultur und Herzlichkeit

Wer es noch nie erlebt hat, hat was verpasst. Erlebt, wie es ist, wenn man in einer Unterkunft so herzlich begrüßt wird wie die längst verloren geglaubte Tochter, die wieder heimkehrt. Gut, ich übertreibe ein bisschen, aber es kommt dem Erlebten schon sehr nahe. So geschehen in Okayama Kurashiki im Hostel U-RIN-AN im Juni diesen Jahres.

 

Mir stand der Sinn nach Kunst und altem japanischen Kulturgut. Diese Kombination versprach und hielt die Stadt Kurashiki. Ich begab mich ca. 3,5 Shinkansenstunden (Hochgeschwindigkeitszug) südlich von Tokio in die Präfektur Okayama. Mein Ziel war dass historische Viertel „Bikan“ aus dem 17.Jahrhundert. Bereits ein paar Gehminuten von Bahnhof entfernt begann meine Zeitreise ...

 

So stellt man sich das alte Japan aus der Edo Zeit (1603-1868) vor:

Schweres, dunkles Holz, weiß getünchte Fassaden, grober Stein, zarte Ahornbäume, kunstvoll geschmiedete Laternen ... In den schmalen Gassen kam ich ins Träumen und stellte mir vor, wie damals der Reishändler Maekawa-san mit dem Sakebrauer Oda-san lautstark Geschäfte gemacht hatte. Ich hörte Holzräder über Stein holpern, Duft von gebratenem Gemüse stieg mir in die Nase und wenn mir nicht eine freundliche Dame völlig unvermittelt „Welcome in Kurashiki“ zugerufen hätte, hätte ich vermutlich noch den beschriebenen Ochsenkarren entdeckt.

Natürlich ist auch dort die Zeit nicht gänzlich stehen geblieben und man muss nicht lange nach Souvenirgeschäften und modernen Cafes suchen. Aber der Gesamteindruck ist stimmig und die Atmosphäre sehr entspannt, was natürlich auch an den wenigen Touristen gelegen haben könnte. Mein Lieblingsplatz war der Kanal, der das Viertel in ungefähr zwei gleiche Teile trennt. Damals noch wichtigster Handelsweg teilen sich heute dicke Kois, eine Schwanfamilie und gemächlich dahingleitende Takase-Style Holzboote das Gewässer. Besonders stimmungsvoll empfand ich die Abenddämmerung. Der kostbare Moment, wenn sich warmes gelbes Licht mit der blauen Stunde vereint und die angrenzenden Gebäude sich gespenstisch im Wasser spiegeln.

 

Nach einem ereignisreichen Tag war es Zeit zurück ins Hostel zu gehen, das idealerweise mitten im „Bikan“ Distrikt liegt. Dort bin ich wieder sehr freudig begrüßt worden und konnte sogleich mein Tatamizimmer (Reisstrohmatten auf dem Boden) beziehen. Getreu dem Namen des Hostels U-RIN-AN (nette Leute zusammenbringen) wurde an einem langen Holztisch gemeinsam zu Abend gegessen. Jeder hatte sich was in der Hostelküche gebrutzelt und das Bier wurde freundschaftlich geteilt. Der Eigentümer Nakamura-san, ein ehemaliger Mobiltelefonverkäufer, hatte sich vor zwei Jahren seinen Traum erfüllt und das über 100 Jahre alte Haus gekauft und liebevoll renoviert. Seine Philosophie zu dem Projekt habe ich in einem Bild festgehalten.

Der nächste Tag galt der Kunst. Neben etlichen anderen Museen (z.B. City Art, Spielzeug, Folklore ...) entschied ich mich für das “Ohara”. Dieses bedeutende, private Museum ist das älteste in ganz Japan, das
1930 begonnen hatte, westliche und japanische Kunst gemeinsam in einer Sammlung zu zeigen. Und die kann sich wirklich sehen lassen! Neben Gauguin, Monet, Matisse, Torajiro und Picasso gibt es noch viele andere Künstler zu bewundern. Ein Besuch ist wirklich sehr empfehlenswert. Angeblich sollen diese Kunstschätze im Zweiten Weltkrieg einen Angriff der Amerikaner auf die Stadt verhindert haben.

 

Kunst als Schutzschild? Ein interessanter Gedanke…

 

                                           Von Christine Olma

芸術、文化、そして人情

いまだかつて体験したことのない人はなにかを逃(のが)しています。それが何であるかは、宿泊先で、まるで長い間行方不明と思われていた娘が帰ってきたかのような心のこもった歓待を受けたときに知ることができます。たしかにこれは少し大げさな表現ですが、体験した者には、ほんとうにそれくらいに感じられるのです。今年の6月、岡山県倉敷市のゲストハウス有庵で起きたのは、まさしくそういうことでした。

私は芸術と古い日本の文化財を味わいたいと思いました。その両者が同時に期待でき、維持されているところが倉敷市です。そこで、新幹線(高速鉄道)で約3時間半かけて東京から南の方にある岡山県に赴きました。目的地は17世紀の日本の趣が残る美観地区です。駅から歩くこと数分、すでに私のタイムトラベルは始まっていました。

思い描いていた江戸時代(1603-1868年)の古い日本・・・ 

 

どっしりとした黒い木材、白い漆喰塗りのファサード、粗削りな石、ほっそりとしなやかな柳の木、精巧な鍛造の明かり・・・狭い路地を歩いていると私は夢の中に足を踏み入れ、当時そのままに米問屋の前川さんと造り酒屋の小田さんが声高に取引しているのを見るような気がしました。

荷車の木製の車輪が石畳の上でガタガタと弾む音が聞こえ、野菜のてんぷらの匂いが鼻をくすぐります。愛想のよい女性が突然「倉敷へようこそ」と声をかけなかったら、私はおそらく牛が引く荷車も見つけたことでしょう。

 

当然、この地区でも時間がすっかり止まっているわけではなく、土産物屋やモダンなカフェを見つけるのに時間はかかりません。しかし、全体的印象は調和がとれていて、とてもゆったりした雰囲気です。観光客が少ないせいかもしれません。特に私の好きな場所は、美観地区のほぼ真ん中を流れる運河です。昔は重要な運搬路であった運河に、今では太った鯉と白鳥の家族とのんびり行き交う高瀬舟型の木舟が共存しています。特に趣があるのは夕景です。暖かい黄色い光線が夕闇に溶け込んで、周囲の建物がぼんやりと水面に映る瞬間はすばらしいものです。
 
盛り沢山な一日を過ごしたあとは宿舎に帰る時間です。ゲストハウスは素晴らしいことに美観地区の中心部にあります。ここでもまた、とても暖かく迎え入れられ、すぐに畳(床に直に敷いた藁のマット)の部屋に案内されました。ゲストハウスの(優しい人たちが集まる)という名前どおり、夕食には全員が一緒に長い木のテーブルを囲みます。それぞれが台所で食材を炒め、互いにビールを仲良く分け合います。オーナーは中村さんといって、以前は携帯電話の営業をしていた人です。2年前に夢を実現し、築100年以上の古民家を購入して愛情をこめてリフォームしました。このプロジェクトの基となる彼の哲学を私は一枚の写真に収めました。

翌日は、芸術の日です。たくさんある美術館(例えば、市立美術館、玩具館、民藝館・・・)の中から、私は大原美術館を選びました。この有名な私立美術館は日本一古く、1930年に西洋と日本の美術品を集めて開かれたものです。本当に一見の価値のあるコレクションです。ゴーギャン、モネ、マティス、児島虎次郎、ピカソの他にも数多くの芸術家の作品が見られます。ぜひ一度、訪ねることをお勧めします。一説には、この美術コレクションのおかげで第二次世界大戦中も倉敷はアメリカ軍の空襲を受けなかったそうです。

 

盾としての芸術?興味深い考えではありませんか。

 

                                                           クリスティーネ・オルマ (翻訳:北村春子)

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