Mit großer Spannung wurde die Veröffentlichung des ersten Romans von Kazuo Ishiguro erwartet, nachdem er 2017 den Literaturnobelpreis erhalten hat.

Der Inhalt. Klara ist ein „Künstlicher Freund“, also ein solarbetriebener humanoider Roboter. Und zwar einer, den man kaufen kann. Technisch nicht das allerneueste Exemplar, verfügt sie aber über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe. So beschreibt sie ihr Leben im Spielzeuggeschäft und ihre Umgebung. Endlich entscheidet sich ein Käufer für sie. Nein, eigentlich nicht. Die Mutter hätte gerne das neuere Modell, aber die Tochter, Josie (13), – deren Freundin Klara werden soll – schwärmt für Klara. Damit bekommt auch sie eine Familie.

Damit fängt ihr neues Leben an. Behutsam entwickelt sich eine „Freundschaft“ zwischen Josie und Klara. Klaras künstliche Intelligenz ermöglicht ihr schnelles Lernen und Adaptieren an die Umgebung. Sie lernt viel über zwischenmenschliche Beziehungen – Positives und Negatives - und erlebt, dass ihre Menschen-Freundin gesundheitlich abbaut. Überraschend erfährt sie von Josies verstorbener Schwester Sal. Warum diese nur so kurz gelebt hat, bleibt im Dunkeln. Und sie erlebt die perfide Planung von Josies Mutter …

Ist der „Künstliche Freund“ vielleicht menschlicher als der Mensch?

Fragen werden aufgeworfen. Ethische Fragen, die mit dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz – sei es wie in diesem Roman mit einem humanoiden Roboter, sei es beim autonomen Fahren oder anderen Anwendungen – immer relevanter werden, und denen sich die Gesellschaft stellen muss.

Vielschichtig, spannend und interessant. „Klara“ hat in meinem Umfeld schon zu heißen Diskussionen geführt.

Ein weiterer Autor auch Großbritannien, Ian McEwan, beschreibt in „Maschinen wie ich“ (2019) ebenfalls das Leben mit einem humanoiden Roboter. Die Erzählung hat aber nicht die Perspektive des Roboters – wie bei „Klara und die Sonne“ -, sondern die Sicht des Menschen. Und sie entwickelt sich sehr unterschiedlich. Vielleicht eine inhaltlich interessante Ergänzung zu Ishiguros Roman. Auch McEwan ist ein Sprach-Virtuose.

Neben den vielen Einschränkungen, die uns die Pandemie-Situation gebracht hat, ergaben sich auch neue Möglichkeiten. Für Bücherliebhaber gibt es virtuelle Lesungen. So konnte ich virtuell an der Buchvorstellung von Ishiguro im Mai 2021 teilnehmen, die vom Literaturhaus München veranstaltet wurde. Der Autor selbst war in seinem Zuhause in London. Ein Erlebnis!

Kazuo Ishiguro „Klara und die Sonne“
Karl Blessing Verlag, 2021, 352 Seiten
ISBN ‎ 978-3896676931
Die Buchbesprechung basiert auf der englischen Originalausgabe.

                                                                      Sabine Schmitgen

２０１７年ノーベル文学賞を受けたカズオ・イシグロの、授賞後第一作となる待望の長編小説が出版されました。

物語の内容はというと：クララは”人工親友“、つまり、太陽エネルギーで動くヒューマノイド（人型）・ロボットです。しかもお金で買えます。技術的には最新の型ではありませんが、ずば抜けた観察力を有しています。それで、クララはお店での自分の生活や自分の周囲で起こったことを描写します。ついに一人のお客がクララを選びます。いえ、実は選んだのはそのお客ではないのです。母親のほうは最新の型（機種）を買いたかったのですが、１３歳の娘ジョジー（彼女の親友にクララはなるのですが）はクララに夢中です。こうしてクララも家族を手に入れました。

こうしてクララの新しい生活が始まりました。慎重にジョジーとクララの”友情“は育まれます。人工知能を持つクララは学習速度が速く、環境にも順応できます。彼女は人間関係について、好ましいことも好ましくないこと（プラス面もマイナス面）も、たくさん学習します。そして、クララの人間親友の健康がだんだんと衰えているを知ります。思いがけず彼女はジョジーの亡くなった姉サリーのことにも聞き及びます。何故その子がそんなに短命であったかはわからないままですが。そして、クララはジョジーの母親の陰険な計画を知ることになります・・・・

この“人工親友”は本当の人間より、もしかすると、より人間的ではないでしょうか？

いくつもの問題が投げかけられます。増加しつつある人工知能に関わる倫理的問題は―この小説のように人型ロボットであろうと、自動運転その他の応用であろうとー益々重要になっていくでしょう。そして、社会はその問題と（否応なく）向き合わなければなりません。

複層的であり刺激的でもある、興味深い物語です。『クララ』は私の仲間内では、すでに熱い議論の的となっています。

イギリスのもう一人の作家、イアン・マキューアンは、『恋するアダム』（2019）で同じように人型ロボットとの生活を描写しています。でもこの小説はロボットの視点－”クララとお日さま“のようにーではなく、人間の観点から書かれています。この物語は全く違った展開になります。おそらく内容的にはイシグロの小説への興味深い補足になるかもしれません。イアン・マキューアンも言葉の名手です。

パンデミックの状況は私たちに多数の制限をもたらしましたが、同時にまた新しい可能性も生まれました。本好きにはバーチャル朗読会があります。私は2021年3月に、ミュンヘン文学の家が主催するイシグロの本を紹介する催しにバーチャルで参加することができました。作家自身はロンドンの自宅からの参加でした。素晴らしい体験でした！

カズオ・イシグロ  „クララとお日さま“

早川書房, 2021,  448 pages

ISBN ‎ 978-4152100061

ザビーネ・シュミットゲン

訳：鎮西恭仁子