Obwohl Sibylle Lewitscharoff (geb. 16. April 1954 in Stuttgart) eine vielfach ausgezeichnete deutsche Schriftstellerin ist (2013 erhielt sie auch den Georg-Büchner-Preis), ist „Das Pfingstwunder“ das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe.
Wenn ich nur den Klappentext gelesen hätte, hätte ich auch dieses Buch wahrscheinlich nie gekauft. Für meinen Geschmack viel zu surreal; ein „schräger“ Roman.
So war ich aber 2016 auf der Frankfurter
Buchmesse und der deutsche Literaturkritiker, Journalist und Übersetzer Denis Scheck, der auch Literatursendungen im Fernsehen moderiert, stellte seine Favoriten der Saison vor. Darunter auch
dieser Roman … und seine Vorstellung und Kommentierung machte mich neugierig.
Die Grundlage dieses Romanes ist eine Tagung von Wissenschaftlern zu Dantes „Göttlicher Komödie“ in Rom. Die „Divina Commedia“ von Dante Alighieri (1265 – 1321) ist ein Klassiker der Weltliteratur, in dem Dante von Vergil in zunächst in die Hölle und anschließend auf den Läuterungsberg hinaufgeführt wird.
Und ähnlich dem biblischen Vorbild an Pfingsten geschieht den Teilnehmern dieser Tagung genau in dem Moment, als die Glocken des Petersdomes das Pfingstfest einläuten, ein eigenes „Pfingstwunder“. Die Teilnehmer werden von einer Verzückung ergriffen, reden jeweils in ihnen fremden Sprachen, steigen auf die Fensterbänke des Sitzungssaales und fliegen in den Himmel.
(Das biblische Pfingstwunder wird in der Apostelgeschichte beschrieben: Die Apostel in Jerusalem wurden „vom Heiligen Geist erfüllt“ und konnten plötzlich in ihnen unbekannten Sprachen sprechen.)
Nur einer bleibt zurück: der 62 Jahre alte deutsche Dante-Forscher Gottlieb Elsheimer, der Erzähler. Und der ist – zurück in Frankfurt – tief verstört über das, was er erlebt hat. Im Einleitungskapitel beschreibt er die Änderung „All das ist jetzt unwichtig, das Unterste hat sich zuoberst gekehrt. Vorher – Nachher, das verbindet sich nicht mehr. Vorher führte ich das Leben eines Professors, der sich einbilden durfte, seine Studenten würden ihn verehren und erheblich jüngere Frauen sich für ihn interessieren. Vorher war mein Denken geprägt von einem modernen zeitgenössischen Realismus, down to earth, mit allenfalls im Schlaf winzigen Traumaufflügen in eine andere Sphäre.
Jetzt nicht mehr. Der Kongreß hat alles verändert. Bis in die Haarwurzeln hinein fühle ich mich als ein anderer, mir fremd gewordener Mensch.“
Elsheimer erzählt nun die Entwicklung der Tagung – entlang der Vorträge zu den einzelnen Gesängen der Divina Commedia – aus seiner Sicht. Immer wieder mit Einwürfen zum Forschungsumfeld, Reflektionen zu aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und anderen Kommentierungen. Immer wieder fragt er sich dabei, warum ausgerechnet er bei dem Flug in die himmlischen Sphären nicht dabei sein durfte.
In der Tat hat sich die Stimmung der
international besetzten Tagung (auch ein Japaner ist dabei, Ryunosuke Tanizaki aus Kyoto), die in italienischer Sprache durchgeführt wird, nach sehr engagiertem Start immer ausgelassener
entwickelt. Dieser Entwicklung konnte er nicht folgen. Elsheimer ist Außenseiter bei der Entwicklung. Und am Ende bleibt er alleine zurück. Das verwirrt Elsheimer.
Insgesamt macht er mir den Eindruck des „Biedermanns“ unter der bunten Schar der Tagungsteilnehmer. Der sitzt nun in seiner Frankfurter Wohnung und sinniert über das Geschehene. Und die entflogenen Tagungsteilnehmer müssen ihre Tagung im Himmel fortsetzen.
In der Tat, auch nach dem Lesen des Romanes, sage ich immer noch: schräg und surreal.
Aber: Wer sich für die Thematik der
Göttlichen Komödie interessiert, wird sich sicher auch von diesem Roman mitreißen lassen. Sibylle Lewitscharoff verwendet eine elegante Sprache, die das Sujet ihrer Beschreibung widerspiegelt.
Sie geht im Rahmen der Beschreibung der Vorträge auch auf die verschiedenen deutschen Dante-Übersetzungen ein. Ich denke, das kann auch Lust auf das erstmalige Lesen der Göttlichen Komödie
machen.
Diese Buchbesprechung basiert auf dem deutschen Original:
Sibylle Lewitscharoff „Das Pfingstwunder“
Suhrkamp Verlag, Berlin, 2016
347 Seiten, ISBN 978 3 518 42546 6
Sabine Schmitgen
ジビレ・レヴィチャロフ(1954年4月16日シュトゥットガルト生まれ)はたびたび文学賞を受賞しているドイツの女流作家ですが(2013年には「ゲオルグ・ビューヒナー賞」も受賞しました)、『ペンテコステの奇跡』は彼女の作品の中で私が初めて読んだ本です。
ブックカバーの紹介文を読んだだけなら、
恐らく私はこの本を絶対に買わなかったでしょう。私から見れば、あまりにも現実離れしていました。「奇妙な」小説だったのです。
そのように考えていた私ですが、2016年のフランクフルト・ブックフェアに行ってみたら、ドイツ文学評論家でジャーナリストでもある翻訳家デニス・シェック(テレビの文学番組の司会もしています)が今シーズンのお勧め本を紹介していたのです。その中に、なんとこの小説もありました…彼による本の紹介や解説は私の興味をかきたてました。
この小説は、ローマで行われたダンテの『神曲』についての研究者会議がベースになっています。ダンテ・アリギエーリ(1265年―1321年)による『神曲』は世界文学の古典です。作品の中でダンテはウェルギリウスに導かれてまず地獄へ行き、続いて罪を浄化する煉獄山の上へと連れて行かれます。
さて聖書に描かれたペンテコステ(聖霊降臨祭)の日の出来事と同じように、サンピエトロ寺院の鐘が鳴って聖霊降臨祭の開始を告げたちょうどその瞬間、会議の参加者の身にあの「聖霊降臨の奇跡」が起こります。参加者たちは恍惚感に包まれ、それぞれ自分にとって異国の言葉で語り出し、会議場の窓台に上がると天に向かって飛んで行きます。
(聖書の聖霊降臨の奇跡は『使徒言行録』に記述されています。エルサレムの使徒たちは「聖霊に満たされ」、突然自分の知らない国々の言葉で話せるようになりました。)
しかしたった一人だけが後に残されました。それは62歳のドイツ人ダンテ研究者ゴットリープ・エルスハイマー、この小説の語り手です。フランクフルトに戻った彼は、自分が体験した出来事に深く心を乱されます。彼は序章の中で、その変化を次のように語ります。「今はすべてがどうでもいい。何もかもひっくり返ってしまったから。あの出来事の前と後、それには何のつながりもない。以前の私は教授として暮らし、自分は学生たちから尊敬され、ずいぶん若い女性たちから興味を持たれているものと思っていた。以前の私の思考は最新の近代的リアリズムによって形成された地に足のついたものだったし、眠った時にせいぜい夢でほんの少し別の領域へ浮かぶくらいだった。もはやそうではない。あの会議が全てを変えてしまった。髪の付け根に至るまで、私は自分が全く見知らぬ人間になったような気がする」。
ここでエルスハイマーは会議の展開を振り返りますー『神曲』の個々の詩に関する講演に沿ってー彼の視点から。研究の状況への異論、目下の世界政策の動向についての省察、その他様々な解説を幾度となく交えて。彼は何度も自問します。よりによってなぜこの自分が、天空へ一緒に飛んで行くことを許されなかったのだろうと。
実際イタリア語で進められたこの国際色豊かな会議のムードは(京都出身のタニザキ・リュウノスケという日本人もいます)、開会直後から大変盛り上がりましたが、その後もますます賑やかになっていきました。この展開に彼はついて行くことができませんでした。会議が進行する中で、エルスハイマーは異端者だったのです。そして結局一人取り残されました。この事実は彼を混乱させました。
全体的に主人公からは、多彩な会議参加者の群れの中の「生真面目な男」という印象を受けます。今や彼はフランクフルトの自宅に座り、この出来事についてあれこれ思い煩っています。
飛び立って行った会議の参加者たちは、天国で会議を続けているに違いありません。
実は読んだ後もなお、私はこの小説は奇妙で現実離れしていると思っています。
でも、『神曲』という主題設定に興味を持つ人なら、きっとこの小説に夢中になることでしょう。ジビレ・レヴィチャロフが紡ぐ言葉はエレガントで、描くテーマを反映しています。
講演の描写という枠組みの中で、様々なダンテのドイツ語訳も取り上げられています。一度『神曲』を読んでみようか、という気持ちになるかもしれませんよ。
この書評はドイツ語版オリジナルに基づいています。
ジビレ・レヴィチャロフ著 „Das Pfingstwunder“
ベルリン ズーアカンプ出版社 2016年
347ページ ISBN 978 3 518 42546 6
ザビーネ・シュミットゲン 訳: 黒沢恵美