Zunächst einmal handelt es sich bei „Alles, was wir geben mussten“ um einen englischen Internatsroman. Im Zentrum stehen drei Internatsbewohner: Ruth, Tommy und die Ich-Erzählerin Kathy.
Es scheint sich um ein ganz typisches Internatsleben zu handeln mit geregeltem Tagesablauf, den üblichen Verboten, Außenseitern und Eifersüchteleien. Aber bald stellt man fest, dass einiges doch anders ist: Irgendwie „fehlen“ die Eltern. Nie gibt es Besuche und sie werden auch nie erwähnt. Die Betreuer der Schüler heißen „Aufseher“ und das Internatsgelände darf nicht verlassen werden. Das Achten auf die eigene Gesundheit wird sehr in den Mittelpunkt gestellt. Und dabei wird immer wieder der Eindruck von etwas „Besonderem“ bzw. „Elitärem“ vermittelt.
Erst nach und nach klärt sich die Bestimmung von Hailsham – so heißt das Internat – auf. Es handelt sich letztendlich um ein Ersatzteillager … ein Ersatzteillager für menschliche Organe. Die Kinder wurden nur zu diesem Zweck im Reagenzglas erzeugt. Wenn die Zeit reif ist, werden die ehemaligen Bewohner von Hailsham im Erwachsenenalter als Organspender eingesetzt. Diese Bestimmung wird den Kindern unmissverständlich kommuniziert.
Nach einer Organspende werden sie wieder hochgepäppelt, um für die nächste Spende bereit zu sein. Die dritte oder vierte Organentnahme führt dann in der Regel zum Tod. In der Phase der Organspenden werden sie von „Betreuern“ begleitet. Das ist auch die Rolle der Ich-Erzählern Kathy. Ruth und Tommy sind Spender.
Nach der Zeit in Hailsham und vor der Zeit als Spender leben die Schulabgänger in kleinen Einheiten als Wohngemeinschaften. In einer solchen Einheit leben ab dem Alter von 16 Jahren auch Ruth, Tommy und Kathy. Dort entwickeln sich die Hailsham-Abgänger aber – unabhängig von ihrer „Bestimmung“ – wie andere junge Erwachsene. Liebe, Eifersucht, Streit und auch die Suche nach Eltern (insbesondere Müttern) gehört dazu.
Und erst ganz am Ende erfährt man das eigentliche Ziel von Hailsham …
Ein hochinteressantes Buch als Diskussionsgrundlage zum Thema Organspende, Menschen als Ersatzteillager, Ethik der Gentechnologie. „Alles, was wir geben mussten“ wurde 2010 verfilmt.
Ishiguro wurde am 8. November 1954 in Nagasaki, Japan, geboren und lebte dort bis 1960. Dann zog seine Familie nach Großbritannien. Zunächst war der Aufenthalt nur für einen begrenzten Zeitraum geplant, wurde bald aber der permanente Wohnsitz der Familie. Kazuo Ishiguro, mittlerweile Brite, ist verheiratet und lebt mit Frau und Tochter in London. Er schreibt in englischer Sprache.
Diese Buchbesprechung basiert auf der deutschen Übersetzung des Originals:
Kazuo Ishiguro “Alles, was wir geben mussten“ (Originaltitel: „Never let me go“)
Karl Blessing Verlag, 2005
349 Seiten, ISBN 978-3-89667-233-9
Von Sabine Schmitgen
この「わたしを離さないで」は、何はさておきイギリスの寄宿舎を舞台にした小説です。中心人物は3人の寄宿生、ルース、トミー、そして語り手の私ことキャシーです。
規則正しい日常生活やお決まりの校則、はぐれ者、嫉妬からの口げんかなど、一見典型的な寄宿舎生活のようです。しかしやがて、やはり多少違うことに気がつきます。どいうわけか、親の存在が「欠けている」のです。一度も訪ねてこないし、一度も話題に上ったことがありません。生徒たちを世話する人は「保護官」と呼ばれ、また寄宿舎の敷地から出ることは許されていません。自らの健康管理がすべての中心になっています。それによって、「特別な存在」とか「エリート」という感じが繰り返し伝わってきます。
ようやく徐々にヘールシャム-寄宿舎の名前です―の使命が明らかになってきます。それは、結局、代替部品倉庫、人間の代替臓器の保管所なのです。子供たちは、ただこの目的のためだけに試験管の中で創られました。時期が来ると、成年に達したヘールシャムの元寄宿生は臓器提供者として動員されます。この規則は子供たちには誤解のないよう明確に伝えられます。
一つの臓器提供が終わると、彼らは次の提供に備えるために、再び十分な栄養を与えられ手厚い看護を受けます。3度目あるいは4度目に臓器が取り出されると、通常は死に至ります。臓器提供の段階になると、彼らには「介護人」が付きます。「私」ことキャシーもこの役を務めます。ルースとトミーは提供者です。
ヘールシャムの時代が終わり、提供者としての時期の来る前、卒業生は小グループに分かれ共同生活を営みます。ルースもトミーやキャシーも16歳になってからそんな中で暮らします。ヘールシャム卒業生とて、そこでは他の若者と同じように、彼らに課された「使命」とはかかわりなく成長していきます、愛や嫉妬、諍い、そして親探し(特に母親)なども含めて。
そして、いよいよ最後になって初めて、読者はヘールシャムの本来の目的を知らされるのです…。
この本は、臓器提供、代替臓器提供要員としての人間、遺伝子技術の倫理といったテーマについて議論する際のベースとなるとても興味深い本です。「わたしを離さないで」は、2010年に映画化されました。
カズオ・イシグロは、1954年11月8日に長崎で生まれ、1960年までそこで過ごしました。その後、家族は英国に引っ越しました。当初、滞在は短期だけの予定でしたが、間もなく家族の永住の地となりました。カズオ・イシグロは、後にイギリス国籍を取得し、結婚し、今はロンドンで妻と娘と一緒に暮らしています。原作は英語で書かれています。
この書評は、原本のドイツ語翻訳版に基づいています。カズオ・イシグロ「すべて、私たちは提供しなければならなかった」“Alles, was wir geben mussten”(オリジナルのタイトルは、「わたしを離さないで」“Never let me go”)
Karl Blessing Verlag, 2005
349 Seiten, ISBN 978-3-89667-233-9
(ザビーネ・シュミットゲン、浅山)